01.10.2016:
Voller Vorfreude und doch auch etwas Angst betrete ich diese neuen, kalten, vier Wände in einer neuen, aufregenden und doch zugleich angsteinjagenden Stadt. Hier werde ich also die nächsten 3 Jahre wohnen. Das wird mein Zuhause sein. Erste Gedanken streifen mir durch den Kopf und ganz warm werden konnte ich um ehrlich zu sein noch nicht mit der Situation und der Entscheidung, die mein Leben verändern sollte.
Es ist ein großer Schritt das erste Mal auszuziehen, neue Ufer zu erkunden und das Leben mal richtig selbstständig und in seiner vollen Wucht zu erleben. Die Bezugspersonen sind viele Stunden entfernt und neue sind noch nicht aufgebaut. Ob es mich überfordert hat? Auf jeden Fall. Was habe ich mir nur dabei gedacht? fragte sich der Angsthase in mir, der am liebsten direkt wieder in sein gewohntes Habitat zurückkehren wollte. Allein mit seinen Gedanken- das erste Mal.
Wie gut, dass der innere Angsthase nicht gewonnen hat!
11.06.2019
Mit Nervosität doch einer ganzen Ladung Vorfreude sitze ich schon auf gedanklich gepackten Koffern, Kisten und zusammengeklappten Möbeln. Wo ist bitte die Zeit hin? In 2 Monaten wird diese Wohnung nicht mehr mein Zuhause sein. Richtig gehört, mein Zuhause. In den letzten 2 1/2 Jahren wurde die Wohnung mit Leben gefüllt, Erinnerungen wurden geschaffen und wertvolle Gegenstände für mein Sein platziert. Es sind mir herzensnahe Menschen ein und ausgegangen und doch neben vielen Lachen und Singen, sind auch so viele Tränen geflossen. Das Leben hat sich in dieser Wohnung, in diesen vier Wänden abgespielt. Mein Leben.
Im August ist es soweit, fast 3 Jahre später und 6 Semester später bin ich fast fertig mit meinem Studium. Es fehlt nur noch das Praktikum und die Bachelor Arbeit- Zeit die Zelte abzureissen. Was mich erwarten wird, ist mir noch völlig unklar. Es geht wieder in eine neue und doch sehr bekannte Stadt, doch erst einmal ohne die Menschen, die mir in meinem neuen Lebensabschnitt so ans Herz gewachsen sind.
Mittlerweile kenne ich die Gefühle bei einem Umzug. Wo früher noch hauptsächlich Angst und Nervosität für mich zu verorten waren, dieses Bauchkribbeln was du spürst, wenn du aus deiner gewohnten Umgebung ausbüchst, das ist zu Vorfreude und Spannung geworden. Natürlich bin ich nervös, aber eher nervös darauf, was alles tolles passieren wird in diesem nächsten, kleinen Lebensabschnitt, der mein Leben noch einmal durchkreuzen wird vor der ersten, gemeinsamen Wohnung.
01.08.2018: Auf wiedersehen trautes Heim, es war mir eine Ehre.
ERSTE EIGENE WOHNUNG- WIE ICH ZU MIR SELBST GEFUNDEN HABE
Die erste Wohnung ist für viele ein erster Schritt in das Erwachsenensein. Früher oder später trifft uns das Thema ,,raus aus dem Elternhaus“ wie ein Schlag. Vorbereitet war ich definitiv nicht, dafür habe ich meine Entscheidung viel zu kurzfristig und aus dem Bauch heraus entschieden mit meinen jungen 19 Jahren.
Eine erste eigene Wohnung bringt nicht nur Freiheit mit sich, sondern auch sehr viel Verantwortung. Wie war das noch einmal mit dem Putzen? Wow, das dauert echt länger als ich erwartet habe. Und jegliche amtliche Schreiben etc. muss ich selbst beantworten und mich um alles kümmern. Klingt banal, das erste Mal ist es aber etwas ganz besonderes.
Neben der Verantwortung bietet die erste eigene Wohnung aber auch sehr viel Gestaltungsspielraum. Endlich einrichten wie ich es mag! und außerdem zu jeder Tages- und Nachtzeit kann ich Besuch empfangen.

Ein bisschen ist die erste eigene Wohnung für mich gewesen wie eine Peitsche fürs Leben. Du wirst das erste mal in das reale Leben geschmissen ohne Wattebäusche und Luftmatratzen auf welchen du sanft landen willst. Deine Taten- deine Konsequenzen die du tragen musst. Keiner ist mehr da der dir sagt ,,räum auf“, ,,iss gesund“, ,,sei aktiv“ oder ,,steh auf, die Vorlesung beginnt gleich“. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und durch die erste eigene Wohnung erlernst du auf lustiger und manchmal auch harter Weise die für das Leben wichtige Dinge, um selbstständig zu werden und für das Glück in deinem Leben einzustehen und es zu ergreifen.
Mit der Selbständigkeit im Tun entwickelt sich auch die Selbstständigkeit im Geist. Du lernst dich neu kennen, sowohl deine negativen als auch positiven Seiten treten stärker hervor. Doch eines lernst du am Meisten: Was du wirklich willst vom Leben.
Das Rezept zur Erfüllung erhältst du nicht, aber eine klare Vorstellung wo du einmal hin möchtest in deinem Leben und das ist so viel Wert.
Du hast recht treffend die Vor- und Nachteile des Wohnens im eigenen Domizil geschildert.Man kann jederzeit machen was man möchte, sich um zwei Uhr in der Nacht mit Freunden treffen, Spaghetti mit Tomatensoße zubereiten, und bevorzugten Musikkompositionen lauschen., allerdings macht dann am nächsten Tag auch niemand den Abwasch oder entsorgt den Müll.
Zwischen diesen beiden Positionen pendelt man eine gewisse Zeit, bis die Routine die Oberhand gewinnt, und man lästige Sachen einfach abstellt. Man lädt zum Beispiel niemanden, der einem die Wohnung verschmutzen kann,mehr ein, oder man kauft Einmalgeschirr und Plastikgabeln, was aber heute zunehmend verpönt ist, wegen Greta und so.
Irgendwie gehört die eigene Wohnung einfach dazu zum Leben,und wie überall gibt es auch hier Licht und Schatten!
Hey, ich finde deinen Beitrag ziemlich ermutigend. Ich selbst werde im August (mit 17 Jahren!!) auch das Elternhaus verlassen. In eine 300 km entfernte Stadt, für eine Ausbildung. Bin total aufgeregt, da ich ja wirklich ziemlich jung bin. Ich denke oft über Veränderungen nach und auch meine Eltern haben daran zu knacken. Jedenfalls hat mir dein Beitrag unheimlich viel Mut gemacht und mich etwas darauf vorbereitet, was mich erwartet. Ich werde auf jeden Fall positiv an die Sache gehen und deinen Post noch das ein oder andere Mal lesen!
Liebe Grüße
Lilly