Veränderungen sind für mich eine echte Hassliebe. Ich gebe es ganz offen zu: Ich bin ein absolutes Gewohnheitstier und ich liebe meine Routine. Die gleiche Zeit aufzustehen, das gleiche Frühstück am Morgen und ein ähnlicher Tagesablauf. So wie ich meine Alltagsroutine liebe bin ich auch ein echtes Gewohnheitstier was Menschen angeht. Ich bin eher zurückhaltender, doch auch zum Teil schüchtern in meinem Wesen und kann meine Lieblingsmenschen an meinen Fingern abzählen. Während ich bei Bekannten eher ruhig bin, kann ich mich völlig entfalten bei meinen Freunden, denn die Mädels die ich habe und mein Freund- das ist Familie für mich. Sicherheit, Geborgenheit und Loyalität– das ist was ich an Veränderungen fürchte und doch so schätze in meinem Leben.
Der kleine Rebell in mir kommt aber auch immer wieder zum Vorschein. Von Zeit zu Zeit platzt der sichere Kokon, den ich mein Leben nenne und wird zu einem Schmetterling. Ein Schmetterling, der mehr von der Welt sehen, spüren und erschnuppern will. Auch für mich ist es nicht immer einfach Veränderungen herbeizuführen oder gar zu akzeptieren, doch Veränderungen sind immer Chancen und Chancen? Tja, das sind immer wieder aufs Neue Abenteuer.

Warum? Nun diese Abenteuer zeigen mir nicht nur neue Welten, Gebiete, Empfindungen. Sie zeigen mir auch weitere Facetten des Lebens und lassen mich reifen. Mit jeder Veränderung, verändere auch ich mich zwangsläufig und ist es nicht wunderschön, wenn ich im Alter viel zu Erzählen habe von vielen Abenteuern, die ich erlebt habe.
Früher dachte ich immer, ich müsste Berge besteigen, weit entfernte Orte ansehen oder neue Bekanntschaften machen, um mein persönliches Abenteuer zu erleben. Und zugegeben: Das sind mit Sicherheit tolle Abenteuer- Aber nein. Die wahren Abenteuer sind für mich die Alltagsabenteuer.
Alltagsabenteuer
Vor 2 1/2 Jahren hat sich mein Leben das erste Mal so richtig verändert. Ich bin wortwörtlich aus meinem ersten Kokon geschlüpft- Raus aus Hotel Mama. Was habe ich seitdem nicht alles erlebt. Eine neue Stadt, eine neue Wohnung, ein neues Studium, ein Job, neue Freunde und hach ja, auch die erste große Liebe habe ich entdeckt. Ganz schön viele Abenteuer auf einmal. Zurückgeschaut war das Schlüpfen aus dem sicheren Kokon gar nicht mal so schlecht- ach was rede ich- es war großartig. Sicherheit, Geborgenheit und Loyalität sind immer noch die wichtigsten Dinge in meinem Leben. Doch wie Maslows Bedürfnispyramide oder ähnliche soziale Konstrukte ist dies die Grundbasis. Ich musste erst feststellen, dass dies nicht Dinge sind, die ich erstreben will- denn die Grundbausteine sind bereits gelegt. Die festen Säulen auf denen ich mein Handeln stütze gibt es schon. Selbstentwicklung, Lebenserfahrung und Entdeckerlust- das entflammt.
Zwischen Uni, Arbeit, Familie und den alltäglichen Dingen, die dich und mich täglich beschäftigen, klingen diese Wünsche reizend, jedoch würde ich sie schnell belächeln. Doch das muss gar nicht sein. Ich möchte nicht von einer Häuserwand springen, um meine Abenteuerlust zu befriedigen. Ganz im Gegenteil.
Neue Restaurants ausprobieren, neue Freizeitaktivitäten ausüben, ein neuer Sport oder einfach mal ein neues Brettspiel kaufen, einen Film im Kino ansehen, zu einem Poetry Slam das erste Mal gehen- das sind meine kleinen Alltagsabenteuer. Wie sagt man so schön:
Es sind die kleinen Dinge im Leben, die das Leben besonders machen.
Ich brauchte ziemlich lange um das zu verstehen. Wie sollte ich davon glücklich werden einfach ein neues Gericht auszuprobieren? Ich verrate dir was: Es macht unheimlich glücklich. Mit jeder neuen Erfahrung, die ich mache, wächst mein Charakter und mein Weltbild. Wie soll ich urteilen können ohne jemals auch die kleinen Erfahrungen gesammelt zu haben? Das ist schier unmöglich. Ich kann nicht immer nur nach dem Großen streben. Klein beginnt es sich.
Was ich schwer lernen musste ist, das meine Alltagsabenteuer auch manchmal ziemlich schlimm sein können. Nicht jedes Abenteuer ist schön. Jedes stärkt den Charakter- vieles durch Positive Empfindungen, doch manchmal auch durch Traurigkeit. Ich verabschiede mich zurzeit von meinem kleinen, vierbeinigen Freund, der mit mir 17 Jahre lang die Welt erobert hat. Meine Katze.

Abenteuer können Glücksgefühle entfachen oder uns zum Nachdenken anregen. Doch eins haben die Alltagsabenteuer alle gemeinsam: Sie sind UNSER Leben. Das ist was wir sind, geprägt dadurch was wir alles erfahren haben, was wir für Erfahrungen gesammelt haben-
Alltagsabenteuer
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich möchte so viele wie nur möglich sammeln und bin schon ganz gespannt, was das Leben noch für Achterbahnen für mich bereit hält.
Ein wirklich schöner Text…ich danke, daß ich ihn lesen durfte. Und ja – im Schönen wie im weniger Schönen: Der Weg ist das Ziel.